“Ich bei LOOP@home — FIRST STEP!” — Ein Blick hinter die Kulissen.

Interview mit einer Jugendlichen von LOOP@home

Ich bei LOOP@home First Step!

Mein Name ist Dana Egenberger-Wesch, ich bin studierte Sozial­päd­agogin, Gruppen­leitung bei LOOP@home — First Step“ in Düsseldorf und seit 2016 bei der LOOP Kinderhilfe.

Begonnen habe ich als sozial­päd­ago­gische Famili­en­hel­ferin (SPFH) im ambulanten Bereich und bin dann als Gruppen­leitung in die Arbeit in einer statio­nären Wohngruppe für junge Geflüchtete einge­stiegen. Zeitgleich habe ich die ersten Jugend­lichen beim Wohnprojekt First Step begleitet. Im Jahr 2018 habe ich dort die Gruppen­leitung übernommen und bin im Zuge dessen komplett in diesen Bereich gewechselt.

First Step hat mich von Beginn an besonders begeistert. Das pädago­gische Arbeiten mit den Jugend­lichen im „eigenen“ Wohnraum zeichnet sich heute noch für mich durch seine Reali­tätsnähe aus. Es ist, wie es die Vergan­genheit gezeigt hat, äußerst wirkungsvoll und meines Erachtens nach eine Hilfs­an­gebot, welches eine sich schnell ergebende Lücke im Jugend­hil­fe­system füllt.

First Step füllt eine Lücke im Jugendhilfesystem

In Phasen in denen es zu Hause oder in anderen statio­nären Wohnein­rich­tungen nicht mehr funktio­niert, wissen viele Jugend­liche nicht wohin oder versuchen aus dem bestehenden System auszu­brechen. Große Wohngruppen sind ihnen oft zu eng, ganz allein wohnen passt zu dem Zeitpunkt häufig noch nicht — entweder wegen des Alters oder weil es noch zu heraus­for­dernd für sie ist. Nicht selten leben Jugend­liche dann irgendwann bei Freunden auf der Couch, landen auf der Straße und/oder begeben sich in andere unsichere bis selbst­ge­fähr­dende Situa­tionen wie Obdach­lo­sigkeit, Straf­fäl­ligkeit, Drogen­konsum, Prosti­tution, Zwangs­be­zie­hungen, etc.

Da sich spätestens im Aufnah­me­alter (LOOP@home First Step nimmt ab 16 Jahren auf) aber bereits ein Gefühl für die eigene Zukunft einge­stellt hat, beginnen die jungen Menschen sich massiv in ihrem Leben einzu­richten. Hierbei muss die persön­liche Autonomie mit der noch gegebenen Abhän­gigkeit von Dritten in Einklang gebracht werden und gleich­zeitig soll/muss sich der Jugend­liche in die Welt der Erwach­senen integrieren.

„Norma­ler­weise“ ist es die Aufgabe der Eltern bzw. Bezugs­per­sonen hier Halt und Orien­tierung zu bieten. Wenn dies jedoch nicht der Fall ist, stehen die Jugend­lichen häufig allein da und es kann sich schnell eine Überfor­de­rungs­si­tuation einstellen, die aufgrund des Alters und der Lebens­si­tuation der Jugend­lichen nicht gesehen wird. Ausbildung, Schul­ab­schluss, die erste eigene Wohnung – das eigene Leben selbst­ständig zu gestalten ist noch für manch einen Erwach­senen eine Heraus­for­derung, auch wenn die Volljäh­rigkeit schon lange erreicht ist.

Dem versuchen wir bei First Step zu begegnen. Zurzeit gibt es in Düsseldorf zehn First Step-Plätze für Jugend­liche und junge Erwachsene. Die jungen Menschen wohnen in Zweier-WGs, welche täglich von  Mitar­bei­te­rinnen oder Mitar­beitern des First Step Teams besucht werden. Das Ziel des Konzepts, und damit unserer Arbeit, ist zum einen die Integration in die Gesell­schaft, und zum anderen die Jugend­lichen in ihrer eigenen Vorstellung von Lebens­ge­staltung zu unter­stützen. Hierbei versuchen wir sie dabei zu unter­stützen indivi­duelle Defizite in der Entwicklung und Verhal­tens­auf­fäl­lig­keiten abzubauen und persön­liche Stärken und Fähig­keiten zu entdecken und auszu­bauen. Die Vermittlung von Schlüs­sel­kom­pe­tenzen unter ständiger Berück­sich­tigung der Lebens­bio­grafie erfolgt auf Grundlage einer gemein­samen Bezie­hungs­arbeit und sind ebenfalls Ziele des Konzeptes von First Step.

Beziehung als Schlüssel

Das bedeutet wir unter­stützen die Jugend­lichen z.B. bei der Erstellung von Anträgen, Bewer­bungs­schreiben, Anrufen oder Termin­ab­sprachen etc. Aber auch in den WGs, z.B. bei der Haushalts­führung, dem Essen kochen, dem Wäsche waschen, den Hausauf­gaben oder wenn einfach mal die Sorgen von der Seele geredet werden müssen. Häufig sind wir mit den jungen Menschen gemeinsam unterwegs, erkunden den Stadtteil, nutzen Angebote von Netzwerk­partnern, genießen einen Kaffee, machen ein gemein­sames Picknick mit allen WGs oder gehen einfach  zusammen spazieren. Die Unter­neh­mungen sind ein wichtiger Teil der pädago­gi­schen Arbeit und sehr vielseitig. Mal gibt es eine Fahrt zur Ausbil­dungs­messe oder eine geführte Stadttour von Wohnungs­losen („Fifty-Fifty“), Fahrten in Freizeit­parks oder auch Sport­an­gebote wie Bowling, Bogen­schießen oder Tisch­tennis. Hier eröffnet sich für die Jugend­lichen ein gutes Lernfeld im Umgang mit Gleich­alt­rigen und gleich­zeitig wird die Beziehung zu den Pädago­ginnen und Pädagogen gestärkt.

Die Pädago­gi­schen Fachkäfte können im Rahmen dieses Konzepts inten­siver und indivi­du­eller auf die Problem­lagen der einzelnen Jugend­lichen eingehen, da die gemeinsame Arbeit in der Regel im Einzel­kontakt statt­finden kann. In vielen statio­nären Wohnformen ist das auf Grund der Gruppen­größe und der Örtlich­keiten selten möglich. Viele Jugend­lichen starten mit einer schlechten Prognose und machen eine beein­dru­ckende Entwicklung. Die meisten Jugend­lichen verlassen unser Konzept oft sehr ungern. Viele geben bei Auszug an, zum ersten Mal echte Wertschätzung, tragbare Bezie­hungen und Akzeptanz erfahren zu haben.

Besonders schön ist es daher, wenn die Jugend­lichen in einem losen Kontakt verbleiben, manchmal zu Grill­festen kommen oder sonst irgendwie von sich hören lassen und die gemeinsame Zeit bei First Step in Erinnerung halten ebenso wie wir als Pädago­ginnen und Pädagogen.

In den letzten Jahren habe ich die Entwick­lungen vieler Jugend­lichen miter­leben dürfen, und dies hat mich als Mensch und Pädagogin nachhaltig begeistert, sodass ich mit viel Freude weiterhin bei First Step tätig sein möchte.

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